40 Vendingexperten folgten am 14. März der Einladung des BDV nach Walldorf. Damit war die Veranstaltung bei Gastgeber SAP ausverkauft. Fokus für den ereignisreichen Tag: Digitale Innovationen im Handel mit einem speziellen Blick auf die Integration von Vending-Lösungen.
Ein Höhepunkt stand gleich zu Beginn auf dem Programm: Die Teilnehmer besuchten das digitale Storekonzept S.MART. Dort zeigt SAP – als weltweit drittgrößtes Softwareunternehmen – was mit intelligenter Software heute bereits möglich ist.
Digitale Preisschilder, smarte Regale, kassenlose Bezahlsysteme
Was bis gestern für viele Einzelhändler reine Zukunftsmusik war, kommt dank ausgereifter Technologien inzwischen zunehmend in der Fläche an.
Die BDV-Mitglieder erlebten im S.MART live, wie:
- Preisänderungen per Mausklick vom Backend-System an die digitalen Preisschilder (Electronic Shelf Labels/ESL) in der Filiale übermittelt werden und welche Vorteile intelligente Dashboards für das Storemanagement bieten.
- die Temperatur in den S.MART-Kühltheken über leistungsstarke Sensoren sekundengenau überwacht wird. Temperaturabfälle meldet die Software umgehend der Filialleitung. Kühlkettenabrisse gehören damit der Vergangenheit an.
- in den S.MART-Regalen Kamerasensoren in Echtzeit Produktlücken registrieren. Mitarbeiter sind über die “Out-of-Stock-Situation” so in Echtzeit informiert und können fehlende Ware auffüllen.
- mobile Scan-and-Go-Konzepte dafür sorgen, dass Warteschlangen im intelligenten Supermarkt kein Thema mehr sind.
Was bringt die Zukunft im Handel
Im Anschluss hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, mit Stefan Binkowski (Direktor Business Development Retail & Consumer) einen Blick in die Zukunft zu werfen. Wo führt der Weg im Handel hin und wie kann Vending profitieren?
- Kanalübergreifende Einkaufserlebnisse:
Bisher sind On- und Offlinewelt im Handel meist nur unzureichend gekoppelt. Die nahtlose Verknüpfung der verschiedenen Kanäle sowie das Datenmanagement auf dem Weg zum echten Omnichannel-Retail sind derzeit die größten Herausforderungen.
- Ganzheitliche Customer Experience:
Das Ziel im Omnichannel-Retail ist eine immer bessere Customer Experience. Bisher erfolgt die Datensammlung im Handel jedoch größtenteils unstrukturiert. Einzelhändler verpassen die Chance, ihre Kunden besser kennenzulernen und über alle Verkaufskanäle optimierte personalisierte Angebote zu machen – was wiederum auch den Umsatz ankurbeln würde.
- Intelligentes Fulfillment:
Heute erschweren gestörte Lieferketten oder Produktionsengpässe häufig ein erfolgreiches Fulfillment. Das Problem liegt überwiegend in der unzureichenden Integration von E-Commerce und stationärem Handel. Diese Lücke schließt intelligentes Fulfillment.
Die Vendingexperten profitieren gleich doppelt von diesen Einblicken. Zum einen optimiert eine intelligente Datennutzung und Prozessoptimierung auch am Automaten das Kundenerlebnis. Zum anderen erschließen sich viele neue Einsatzbereiche für automatische Verkaufslösungen an der Schnittstelle zwischen stationären Handel und E-Commerce.
Interaktive Google-Karte für 24/7-Smart-Stores
Zu Gast bei SAP war ebenfalls Prof. Dr. Stefan Rüschen von der DHBW Heilbronn. Er zeigte den Teilnehmern die brandneue interaktive Google-Karte mit allen (bekannten) 24/7-Smart-Stores in Deutschland.
Die Karte ist hier abrufbar: tinyurl.com/2b4zgvuq
Die 24/7-Smart-Stores sind farblich kategorisiert in Tante M, Tante Enso, Teo, Grab & Go Stores, Dorfladenbox, Robotik(-ähnliche) Konzepte, Nahkauf Box (Rewe) und (einige) Automatenshops. Aktuell sind bereits über 200 Stores auf der Karte zu finden. Weitere sollen sukzessive folgen.
In der anschließenden Diskussion zeigte sich, wie entscheidend das passende Sortiment und entsprechende Pricing ist. Denn die Produktzusammensetzung im Automaten entscheidet, welche Konsumenten angesprochen werden. Soll hier ein jüngeres Publikum mit Trendprodukten zum Kauf animiert werden? Oder dient der Automat der Nahversorgung mit Eiern, Backwaren und Fleisch der regionalen Direktvermarkter. Auch Tankstellen wurden als interessante Standorte erwähnt.
Sogenannte „Automated Boxes“, also Boxen, welche über „Greifarme“ den Warenkorb zusammenstellen, sind in der Anschaffung weiterhin kostenintensiv. Sie bieten nur bei Produkten mit hohen Margen und Preisen eine Lösung.
Mit intelligenten Automaten in die Zukunft
Niklas Haug berichtete den Teilnehmern vom Start seiner Firma „Automatenland“ vor drei Jahren. Ein zentrales Standbein des Unternehmens: Der YouTube-Kanal von Onkel Kramer als Vermarktungs- und Informationsplattform. Wichtigster Trend sei für Automatenland die zunehmende Intelligenz der Automaten und die sich darauf ergebenden Chancen. Um ganzheitliche Lösungen zu gestalten, setzt Haug auf die intelligente Vernetzung der Komponenten und Systeme des Automaten – einschließlich Türschlösser, Terminals, Cash-Recycler, Lampen und Sensoren – über API-Schnittstellen in der Cloud. Der Einsatz moderner Terminaldesigns soll Automaten künftig noch nutzerfreundlicher machen.
Wichtig für Haug: Die Technologie muss flexibel anpassbar sein und modular entsprechend dem Standort des Automaten gestaltet werden können. Ein Beispiel dazu: Bei Flugverspätungen haben die Fluganbieter eine 24/7-Verpflegungspflicht. Hierfür können Passagiere mit ihrer Bordkarte über einen QR-Code Verzehrguthaben an Automaten einlösen.
Absatzpotenziale in der Direktvermarktung
Einen interessanten Einblick in die Welt des Weines gab Prof. Dr. Martina Boehm. Studien zeigen, dass der pro-Kopf-Verbrauch für Wein rückläufig ist und aktuell bei weniger als 20 Litern pro Jahr liegt. Zum Vergleich: Pro Kopf werden in Deutschland im Jahr 89,4 Liter Bier getrunken (Quelle: Deutscher Brauer-Bund). Zusätzlich ist auch der Durchschnittspreis mit 2,92 EUR pro Liter Wein alarmierend niedrig.
Welche Rolle kann Vending für den Weinabsatz spielen? Viele Direktvermarkter gehen dazu über, ihre Weine direkt am Weingut zu verkaufen. Dazu gibt es mittlerweile einen regelrechten Weintourismus mit Weinwanderrouten. Vendingautomaten am Weingut machen den Weineinkauf für Verbraucher 24/7 möglich. Ohne dass die Direktvermarkter zusätzliches Personal oder einen Zwischenhändler benötigten.
Mit vielen neuen Eindrücken, spannenden Erkenntnissen und einem regen Austausch unter den Teilnehmern endete der Tag im baden-württembergischen Walldorf. Tiefere Einblicke in die Vorträge der Referenten gibt es in der kommenden Ausgabe der BDV intern.