In der vergangenen Woche veranstalteten die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) und der BDV einen Workshop zum Thema 24/7-Store-Lösungen. Mehr als 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden den Weg nach Heilbronn und brachten den Hörsaal damit zum Überlaufen. Darunter waren bekannte Unternehmen, wie REWE, Lekkerland oder Tank & Rast, genauso wie zahlreiche BDV-Mitglieder aus dem Operating. Das zeigt, wie interessant das Thema aktuell für viele Branchen im Außer-Haus-Markt ist.
Die Veranstaltung beantwortet die Fragen:
- Welche Entwicklungen gibt es?
- Welche Lösungen konnten sich am Markt etablieren?
- Wo liegen künftige Potenziale?
Prof. Dr. Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel der Dualen Hochschule Heilbronn und Dr. Aris Kaschefi, Geschäftsführer des BDV, führten durch die Veranstaltung auf dem DHBW Bildungscampus.
24/7-Stores: Eine langfristige Ergänzung im Vendingmarkt
24/7-Stores sind kein kurzfristiger Trend, sondern eine langfristige Ergänzung im Vending. Immer mehr Lösungen finden sich in Hofläden oder als Automatenshops und in vollautomatischen Containershops. Vor allem der Einzelhandel und Tankstellenbetreiber interessieren sich für diese Konzepte.
Dem BDV ist bei der Weiterentwicklung der 24/7-Smart-Store-Konzepte ein fachübergreifender Ansatz wichtig. Wir möchten die Lücke schließen zwischen strategischer Umsetzung und operativer Inbetriebnahme und Betreuung durch Techniker und Servicekräfte.
Mehr als 400 Lösungen im Markt
In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der unterschiedlichen 24/7-Konzepte in Deutschland auf über 120 gestiegen. Diese verteilen sich auf mittlerweile mehr als 400 einzelne Shops (ohne Hofläden). Zu unterscheiden sind Walk-in Stores und Automated Boxes.
- Walk-in-Stores: Der Kunde betritt den Store eigenständig. Er nimmt seine Artikel aus dem Regal und bezahlt diese durch ein Self-Checkout- bzw. Self-Scanning-System. Beispiele hierfür sind Rewe Pick & Go in Köln, TEO, Emmas Tag und Nacht oder Tante M.
- Automated Boxes: Hierbei handelt es sich um Ausgabeautomaten mit sehr unterschiedlichen Funktionsweisen. Hier sind klassische Automaten ebenso vertreten, wie Mikro-Märkte oder auch automatische Kühlschrank Lösungen.
Aktuell befinden sich die meisten Standorte im Süden Deutschlands, im ländlichen Bereich.
Was braucht es, um eine Innovation richtig umzusetzen?
Verena Kindinger, begleitete und entwickelte den TEO (unbemannten Supermarkt von tegut), erklärte, was zu Beginn einer geplanten Innovation wichtig sind:
- Entlarven Sie die Kundenbedürfnisse
- Wo liegen die Schmerzpunkte der Kunden (z. B. langes Anstehen)
- Übersetzen Sie diese Kundenbedürfnisse und passen Sie Ihre Touchpoints an
Welche Projekte gibt es?
Best-Practice-Beispiele:
BILLA (Rewe-Konzern aus Österreich) – Peter Schanz (Store Design)
BILLA ist Pionier mit Container-Lösungen, diese gibt es bereits seit 1999. Mittlerweile verkauft BILLA Waren in der BILLA-Box. Die Abgabe von Bier und Zigaretten erfolgt mit Alterskontrolle über Automaten. Ferner betreibt BILLA in seinen Supermärkten Self-Checkout-Kassen.
Weitere Entwicklungsfelder sind Automatenstraßen mit circa fünf Automaten im Windfang/ Eingangsbereich der Supermärkte. Im Rahmen des Konzepts BILLA-Corso sind derzeit Automaten in der Ladenfassade in Planung.
Selecta Deutschland – Alexander Breuckelmann
Selecta unterscheidet zwischen klassischen Automaten und smarten Vending-Maschinen. Steamer kombiniert mit Smart-Fridges und/oder Mikro-Märkten ermöglichen den Verzehr von warmen Speisen innerhalb von 45 Sekunden. Selecta entwickelt darüber hinaus auch 24/7-Stores, wie Foodies Shop & Go und den Snack-Market.
Tante M – Jochen Schwab
Bisher gibt es 35 komplett autonome Filialen, die – zum Teil als Franchise – erfolgreich das typische LEH-Sortiment mit ca. 1100 Artikeln im ländlichen Umfeld anbieten. In der Regel nutzt das Unternehmen dafür leerstehende Geschäftsräume, die es mietet und kostenbewusst umgestaltet.
Retail Window – Roman Harrer
Das Retail Window ist ein sogenannter Portaleinbau. In Österreich ist dies bereits in vielen Apotheken umgesetzt und bekommt immer mehr Bedeutung für den 24/7-Verkauf. Das System ermöglicht den Verkauf von bis zu 940 Artikeln.
Sielaff – Manfred Murr
Das Unternehmen kooperiert für ein innovatives Projekt mit BakerSoft. Im Fokus stehen vollautonome Bäckerei-Filialen. Damit lösen beide Unternehmen ein akutes Problem: Aufgrund des Fachkräftemangels können erste Bäckereien ihre Filialen nicht mehr im gewohnten Umfang öffnen. Aktuell gibt es circa 35.000 Bäckerei-Filialen in Deutschland. Erste vollautonome Filialen sollen im Frühjahr in Neubrandenburg öffnen.
Workshop zur BDV-JHV
Aufgrund des großen Interesses und Potenzials im Bereich der 24/7-Konzepte bietet der BDV auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung in Potsdam einen Follow-up Workshop mit Prof. Dr. Rüschen an. Reservieren Sie sich bereits den 12.06.2023 für weitere Einblicke in dieses spannende Thema.